Veranstaltungsdetails

„Saatgut versus Schlepper“ Marketing vor Ort beim Saatgutzüchter Limagrain

23-06-2022

Fotos: Marius Maasewerd

 

„Saatgut versus Schlepper“: Marketing vor Ort beim Saatgutzüchter Limagrain

           

„Wir sind ja unter uns: Das ist wirklich Blechporno!”. Klaus Ahrens muss seinen Vortrag kurz unterbrechen, denn ein Lachen geht durch die Reihen der anwesenden Mitglieder und Gäste des Marketing-Clubs. Wir sitzen im angenehm temperierten Konferenzraum der Aufzuchtstation von Limagrain im schönen Dörfchen Rosenthal bei Peine.

 

Wir haben uns den geplanten Gang übers Feld gespart, da auch jetzt noch, um 19 Uhr, knapp 31 Grad im Schatten herrschen und die Sonne an diesem langen Tag noch lange nicht untergegangen ist. Zum Einstieg erhalten wir von Klaus Ahrens, Leiter Marketing und Vertrieb, einen kurzen Überblick über das Unternehmen und seine Märkte und Produkte. Gegründet als Genoosenschaft in den 1940er Jahren von 1.500 französischen Landwirten in der Limagne, Teil der Auvergne und somit Teil der französischen „Kornkammer“, ist die Groupe Limagrain heute ein französischer Konzern mit globaler Ausrichtung. Mehr als 10.000 Mitarbeitende erwirtschaften in 140 Ländern einen Jahresumsatz von mehr als 2,6 Milliarden Euro. 

 

Der deutsche Vertriebsarm von Limagrain, Limagrain Deutschland, vermarktet unter der Marke LG bietet Limagrain ein breites Sortenportfolio aus den Kulturen Mais, Getreide, Eiweiß- und Ölpflanzen sowie Gräsern. Rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschaften einen Jahresumsatz von etwa 51 Millionen Euro, von denen unglaubliche 17% in die Forschung fließen!

 

Nach diesem kurzen Einstieg hören wir von Dr. Johannes Schacht mehr zum Produkt Weizen. Er ist seit zwei Jahrzehnten der verantwortliche Züchter für Weizen bei Limagrain. Pro Jahr werden bis zu 2 Millionen Züchtungen entwickelt, die dann über bis zu sieben Jahre in Testfeldern angebaut, aussortiert und immer wieder optimiert werden, bis dann nach diesem langen Zeitraum eine externe Bewertung erfolgt, die dann auch noch einmal drei Jahre dauert. Erst dann und bei Erfolg sind die Sorten marktreif und dürfen vertrieben werden. Von zwei Millionen zum Start bleibt dann meist nur noch eine Züchtung übrig. Bei solch einem langfristigen Zeitraum gleicht die Produktentwicklung einem Blick in die Glaskugel. Die Züchterinnen und Züchter von Limagrain müssen zum Zeitpunkt der Züchtung schon erahnen können, wie sich der Markt, aber vor allem auch die Umweltbedingungen in den nächsten 12 bis 15 Jahren entwickeln und verändern werden.

 

Nach diesem spannenden Einblick in die Welt der Weizenzüchtung, die einer Sendung mit der Maus für Erwachsene glich und unglaublich interessant war, nimmt uns Klaus Ahrens mit auf die Reise durch die Marketingaktivitäten von Limagrain Deutschland. Von der Markenstrategie auf Basis von DISG-Modell und Archetypen nach C.G. Jung über die Maßnahmen im Marketing-Mix, der über die letzten Jahre immer mehr und konsequent Richtung online ausgerichtet wurde, bis hin zur authentischen und partnerschaftlichen Einbindung des Vertriebs – es geht immer darum, den Menschen zuzuhören und auf ihre Erwartungen, Bedarfe und Bedürfnisse einzugehen, seien es nun Kundinnen und Kunden oder natürlich auch die eigenen Mitarbeitenden.

 

Die Zeit verfliegt bei diesem interessanten Einblick in die Welt des Marketings eine Saatgutherstellers. Wie es Limagrain schafft, dieses vermeintliche Low-interest Product aufmerksamkeitsstark im Markt und den Kund:innen zu platzieren, ist erstaunlich. Und das alles bei der Tatsache, dass Saatgut wirklich nicht im Fokus der Landwirt:innen steht. Denn die können sich leider viel zu oft nur für den Blechporno begeistern – Schlepper, Drescher, Traktoren und weitere Maschinen solcher Marken wir Fendt, John Deere, New Holland u.ä. Umso bemerkenswerter ist es, dass Limagrain es immer wieder schafft, sich in diese Aufmerksamkeit hineinzudrängeln. Und das „nur“ mit Saatgut.

Der Abend klingt im Rahmen eines authentischen Catering bei vielen weiteren Fragen zu diesen interessanten Produkten und Märkten und Kennenlernen aus. Die Fahrt zurück nach Braunschweig bei einem filmreifen Sonnenuntergang und vorbei an Feldern voll mit Getreide, Mais und Raps schafft nach diesem Abend einen neuen und vor allem ganz anderen Blick auf die Natur. Der Marketing-Club Braunschweig bedankt sich bei Klaus Ahrens und seinem Team für die wertvollen Einblicke in die Welt des Saatguts und der Landwirtschaft. Uns stehen in Zeiten des rapiden Klimawandels herausfordernde Zeiten bevor und auch die Entwicklungen in der Landwirtschaft werden zeigen, wie stark wir Menschen davon betroffen sein werden.